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© Copyright Dr. Dirk Vossmann Die Idee von |
Wissensmanagement in der Produktentwicklung
Ein Beitrag
zur effektiven und effizienten Entwicklung |
Semantische Probleme |
in Form von unterschiedlichen Benennungen von Produkten, Prozessen, Eigenschaften, Funktionen und Fehlern innerhalb verschiedener Unternehmensbereiche oder Abteilungen
Organisatorische/kommunikative Probleme |
in Form von starkem Bereichs-/Abteilungsdenken und damit verbundenem "Datenisolationismus", Restriktionen durch Geheimhaltungsverpflichtungen sowie stark arbeitsteilige, tayloristische Arbeitsstrukturen
Informations- und verarbeitungstechnische Probleme |
in Form von inkompatiblen Rechnerwelten, dem Fehlen eines gemeinsamen Modells zur Strukturierung der Daten sowie des großen Umfangs der anfallenden Datenmenge
Aus den dargestellten Problemen sollen nun im folgenden Kapitel die Anforderungen an eine qualitätssichere Produktentwicklung zusammengefaßt und eine erste Zielformulierung der Arbeit gegeben werden.
1.2 AnforderungenDie Produktentwicklung ist immer noch durch Arbeitsteilung verbreitet und durch wiederholte Grunddatengenerierung gekennzeichnet. Hinzu kommen sequentielle Arbeitsweisen und mangelnde Synchronisation der beteiligten Funktionsträger. Insgesamt führt dieses zu beträchtlichen Zeit- und Effektivitätsverlusten.
Daraus ergeben sich zunächst Anforderungen aus Sicht des
Produktentwicklungsprozesses
dahingehend, daß eine nachvollziehbare Entwicklung eines Produktes über seine Entstehungsphasen hinaus erreicht werden muß. Hiller erkennt dieses ebenfalls und erarbeitet ein Konzept zur Gestaltung von Änderungsprozessen in der Produktentwicklung.
Eine weitere Anforderung stellen die einzelnen
Phasen eines Produktentwicklungsprozesses
in der Weise dar, daß eine phasenbegleitende Unterstützung erfolgen muß, und daß auf die einmal erarbeiteten Inhalte über die einzelnen Phasen hinaus zurückgegriffen werden kann.
Eine Produktentwicklung wird in der Regel von einem
Projektteam
durchgeführt, das zunächst zusammen mit den
Projektmitarbeitern
aus den verschiedenen Unternehmensbereichen und funktionen in bezug auf Wissensmanagement unterstützt werden muß. Das bedeutet, daß zunächst die Wissensakquisition bewerkstelligt wird. Nächster Schritt ist, das erarbeitete Wissen wiederzuverwenden und in und über die Projektphasen hinaus weiterzuverwenden. Des weiteren ist besonders die Wissensrückführung gefordert, da lediglich dadurch die aufgebaute Wissensbasis einen langfristigen Nutzen bekommt.
Möglichkeiten zur Erreichung dieser Anforderungen ergeben sich durch einen verstärkten Einsatz rechnergestützter Hilfsmittel. Ziel muß es sein, Daten nur einmal zu erzeugen und überall dort so aufbereitet zur Verfügung zu stellen, wie sie jeweils benötigt werden. Datenintegration durch dezentralen und vernetzten Einsatz rechnergestützter Hilfsmittel ist ein wichtiger Ansatz zur Verkürzung von Durchlaufzeiten.
Dazu muß zum einen das Team bei der Produktentwicklung durch den
Methodeneinsatz
unterstützt und geführt werden. Die Methoden, die dabei zum Einsatz kommen, sind in der Regel geeignete Werkzeuge, um Wissen zu akquirieren, d.h. "Informationen mit Wert" zu sammeln und um das Wissen kontextabhängig zu machen. Werden Methoden eingesetzt, so ist der
Verbund der Methoden
untereinander zu erarbeiten, um den zuvor gestellten Anforderungen der Wissenswieder- und -weiterverwendung zu genügen. Der Verbund der Methoden alleine wird jedoch nicht ausreichen, so daß eine
Methodenintegration
in ein zu definierendes Datenmodell erzielt werden muß. Mit dem Datenmodell wird in dieser Arbeit das Produkt als das zentrale Gerüst (bzw. Skelett, Strukturierungselement) verstanden, an dem jede Information angehängt werden muß.
Dann ist schließlich auch die methodische Unterstützung des Produktteams über den Entwicklungsprozeß hinaus möglich, was durch die
IV-technische Unterstützung
aus dem Datenmodell heraus abgerundet wird.
Damit lautet das grundsätzliche Ziel aus den Anforderungen, ein Wissensmanagement in der Produktentwicklung zu realisieren, in dem ein Qualitätsmethoden-Verbund und deren -Integration erarbeitet wird, so daß eine effektive und effiziente Entwicklung über alle Produktentstehungsphasen erfolgt.
Das knapp formulierte Ziel soll zunächst bezüglich der Forschungswürdigkeit durch eine Situationsanalyse in Kapitel 2 untersucht werden. Dabei soll zu Beginn die Bedeutung der Produktentwicklung hervorgehoben werden und in welchem Maße der Methodeneinsatz hierbei helfen kann, den Produktentwicklungsprozeß zu unterstützen. Da es sich bei der Produktentwicklung um einen wissensintensiven Prozeß handelt, wird außerdem ein Bogen zwischen Wissensmanagement und den Methoden selbst gespannt. Dieser gespannte Bogen ist eine wichtige Grundlage für das in Kapitel 4 erarbeitete Konzept. In Kapitel 2 werden schließlich auch andere Ansätze aus der Literatur vorgestellt, die in eine vergleichbare Richtung zielen, wobei gleichzeitig die Defizite dieser Ansätze diskutiert werden. Aus der Situationsanalyse des Kapitels 2 sollen schließlich in Kapitel 3 die Erkenntnisse zusammengestellt und daraus eine eindeutige Zielsetzung und Aufgabenstellung abgeleitet werden. Aus diesem Grunde folgt auch abschließend in Kapitel 3 die vollständige Erläuterung des Aufbaus der Arbeit.
3. Zielsetzung für eine sichere Qualitätserreichung in der ProduktentwicklungÜber die Geltung des Gestern
entscheidet immer das Heute.
Markus Werner
7. Zusammenfassung und AusblickDas lernende Unternehmen muß Methoden, Systeme und Prozesse einsetzen, die das Wissen kontinuierlich mehren, es schneller dorthin bringen, wo es gebraucht wird und den Übergang von der Idee bis zur Marktreife eines Produktes oder Services effektiver und schneller gestalten. Entscheidungs- und Kommunikationsprozesse zielen nicht mehr auf die Eliminierung von Problemen, sondern auf das Verwerten von Wissen.
Mit diesen hochgesteckten Anforderungen von Gerhard setzen sich heute Unternehmen auseinander; es existieren aber noch keine Werkzeuge, die diese Anforderungen auch nur annähernd erfüllen würden (siehe Kapitel 3.2). Im Rahmen dieser Arbeit wurde das Hauptaugenmerk auf die Produktentwicklung gelegt, die einen sehr wissensintensiven Prozeß darstellt. In diesem Geschäftsprozeß der Produktentwicklung kommen immer häufiger Qualitätsmanagementmethoden zum Einsatz, die helfen sollen, die geforderte Qualität von Produkten sicherer zu erreichen. Stellvertretend für die Fülle der existierenden Werkzeuge soll an dieser Stelle nochmals für die QFD und die FMEA auf die heute bestehenden Probleme beim Einsatz dieser Methoden hingewiesen werden.
Analysiert man die Schwierigkeiten bei der Anwendung von QFD, so weisen die in japanischen, amerikanischen und europäischen Unternehmen gemachten Beobachtungen deutliche Parallelen auf. Eine Reihe von Gemeinsamkeiten lassen sich herausstellen:
Das KostenNutzenVerhältnis wird aufgrund des hohen Aufwandes sowohl bei der Einführung als auch bei der Durchführung von QFD überwiegend als schlecht beurteilt. | |
Unvollständige und unsichere Informationen über Wünsche und/oder das Qualitätsverständnis des Kunden verzögern QFDProjekte bereits in der Anfangsphase und stellen die Validität der darauf aufbauenden Planungsergebnisse in Frage. | |
Kommunikationsprobleme aufgrund unterschiedlicher Begriffsverständnisse oder aufgrund von Kompetenzstreitigkeiten bei der interdisziplinären Zusammenarbeit führen zu hohen Reibungsverlusten. | |
Eine planmäßige und systematische Abwicklung der QFDVorgehensschritte scheitert aufgrund des hohen Formalisierungsgrades und der damit verbundenen Komplexität in erster Linie an der fehlenden Akzeptanz durch die Projektbeteiligten. |
Die FMEA ist im Gegensatz zur QFD sehr viel verbreiteter. Dieses liegt vor allem daran, daß die FMEA von den Automobilherstellern gefordert wird. Doch auch für die FMEA gelten die beiden zuletzt genannten Problemfelder der QFD bzgl. des Begriffsverständnisses und des Formalisierungsgrades. Das Problem aller Methoden liegt jedoch sehr viel tiefer. Knickel weist darauf hin, daß die Methodenbeschreibungen vielfach nur in Ansätzen erkennen lassen, wie die jeweilige Methode in konkrete Produktentwicklungsprojekte eingebunden werden kann. Viele Ansätze der Literatur versuchen aus diesem Grund, einen organisatorischen Rahmen für die einzusetzenden Methoden zu schaffen und eine Entscheidungshilfe an die Hand zu geben, wann welche Methode für welche Problematik einzusetzen ist.
Der vorliegende Ansatz dieser Arbeit hat aufgrund dieser Randbedingungen den Einstieg über das Wissensmanagement genommen, um aus den aktuellen Erkenntnissen des Wissensmanagements zu lernen und diese auf die Belange der methodenunterstützten Produktentwicklung zu übertragen (siehe Kapitel 2.3).
Die im Rahmen dieser Arbeit diskutierten Konzepte anderer Autoren ergaben darüber hinaus eine Fülle weiterer Anforderungen, die den Bereich der Organisation sowie das Informations- und Kommunikationstechnikkonzept betreffen (Kapitel 2.4). Auffällig ist, daß keiner der betrachteten Ansätze die aufgestellten Kriterien in ihrer Gesamtheit erfüllen kann. Insbesondere Aspekte des Wissensmanagements wie die Verhaltenssteuerung und kognitive Handlungsmuster werden von keinem der Ansätze behandelt. Die Durchgängigkeit der Rechnerunterstützung wird vielerorts verlangt, zu einer Umsetzung dieser Forderung ist es aber in keinem der Ansätze gekommen.
Mit diesem Anforderungskatalog wurde schließlich aus der in Kapitel 3 formulierten Zielsetzung ein Softwaresystem zur Steuerung der integrierten methodenunterstützten Produktplanung und Produktentwicklung herausgearbeitet.
Die bei der Erarbeitung des Konzeptes betrachteten Methoden in Kapitel 4 waren die QFD, die System-FMEA Produkt, die System-FMEA Prozeß, die Prüfplanung, das Design Review sowie das Projektmanagement. Für diese Methoden wurde zunächst das notwendige Datenmodell (Kapitel 4.1) definiert und im nächsten Schritt die inhaltliche Verknüpfung der Methoden erarbeitet (Kapitel 4.2). Mit Kapitel 4.3 wurden die aus dem Wissensmanagement stammenden Konzepte des Sichtenverständnisses bzw. der Wissensbestandskarten auf das Datenmodell, die kognitiven Handlungsmuster und die Verhaltenssteuerung konzeptionell eingebunden.
Der in dieser Arbeit in Kapitel 5 vorgestellte Softwareprototyp Q-Step stellt im Vergleich zu allen bisher diskutierten Ansätzen ein ausgereiftes System zur Unterstützung der Informations- und Kommunikationstechnik in der Produktentwicklung dar. Erreicht wurde das insbesondere durch eine konsequent objektorientierte Programmierung (Kapitel 5.1) sowie eine äußerst benutzerfreundliche und leicht erlernbare Oberfläche. Durch die Darstellung der Informationen in Form von instanziierten Informationsobjektklassen mit den entsprechenden Verknüpfungstypen hat man im Vergleich zu einer listen- oder matrixorientierten Eingabe sehr viel mehr Möglichkeiten, komplexe Sachverhalte darzustellen und bei wachsenden Umfängen entsprechend wieder in beliebige Sichten zu splitten, um damit die notwendige Übersicht zu bewahren.
Das in Kapitel 6 demonstrierte Validierungsbeispiel zeigt die Offenheit und Flexibilität von Q-Step auf. Ziel weiterer Arbeiten sollte es sein, die bereits implementierten Methoden in Q-Step zu einem umfassenden und vollständigen Methodenbaukasten zu erweitern. Weitere wichtige Anforderungen, die von Seiten der Anwender formuliert wurden, sind die Multiuserfähigkeit und die Benutzung eines solchen Softwaresystems in einer Intranet-/Internet-Umgebung. Damit würde eine plattformunabhängige Applikation geschaffen und es bestünde die Möglichkeit, die Anwendung standort- und unternehmensübergreifend einzusetzen.
Es bleibt zu hoffen, daß der Ansatz, der mit dieser Dissertation erarbeitet wurde, weiter verfolgt wird, denn das Konzept der instanziierten Informationsobjekte und deren Verknüpfungstypen verspricht bei der Umsetzung in ein kommerzielles Produkt, wofür jedoch noch einige Arbeitspunkte inhaltlich zu hinterlegen wären, prinzipiell eine Entwicklung in die Richtung eines technischen SAPs.
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